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Lebensmittel oder Naturschutz?

Naturschutz ist die Antwort. Um es vorwegzunehmen. Der Eigenversorgungsgrad für Lebensmittel von Herr und Frau Schweizer beträgt 49%. Das bedeutet, knapp die Hälfte der verbrauchten Nahrungsmittel stammen aus heimischer Produktion. Die restlichen 51% werden mühsam auf dem See-, Wasser- und Luftweg in die Schweiz transportiert, um dann unseren Bedarf an Lebensmittel zu decken. Langjährige Statistiken zeigen, dass der Eigenversorgungsgrad bis Mitte 2010-er Jahre relativ stabil war, in den vergangenen sieben Jahre jedoch merklich abgenommen hat. Dazu beitragen hat einerseits das Bevölkerungswachstum zwischen 2014 – 2021 von ca. 600‘000 Personen. Diese Zahl entspricht der Bevölkerung von je einmal den Städten Zürich, Winterthur, Uster und Bülach, anderseits aber auch die fortlaufende Umnutzung von Landwirtschaftsfläche zu Naturschutzgebieten.
Ein Eigenversorgungsgrad der sich in den vergangenen 30 Jahren fast statisch festgesetzt hat, nimmt nun eine sinkende Tendenz ein. Eine schlechte Entwicklung für die Ernährungssicherheit. Was das bedeutet, erleben wir durch die Ukrainekrise hautnah. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass Zeitungen von drohenden Hungersnöten oder von stark ansteigenden Lebensmittelpreisen berichten. Beides sind Entwicklungen, welchen die Politik in den vergangenen zwei Jahrzehnten vorsorglich hätte entgegenwirken müssen. Leider wurde dies aber ziemlich verschlafen oder war es vielmehr Naivität? Die Politik prognostizierte den ewigen Frieden und setzt entsprechend ihre Schwerpunkte. Mit dem Resultat, dass heute schweizweit, aber auch global betrachtet, massiv weniger Landwirtschaft- und Fruchtfolgeflächen pro Kopf zur Verfügung stehen. Weniger inländische landwirtschaftliche Produktionsfläche bedeutet automatisch auch weniger Lebensmittelproduktion, mehr Transportweg und mehr Abhängigkeit.
Der Zeitpunkt zur Strategieanpassung wäre jetzt. Man muss erwarten, dass unsere Regierungen auf Stufe Bund und Kantone ihre Schwerpunktthemen anpassen würden, wobei dabei ein Thema die Eigenversorgung sein müsste. Wer zu Recht davon ausgeht, liegt jedoch weit neben der aktuellen politischen Realität. Revitalisierung von Bächen und Flüssen, Schaffung von Feuchtgebieten und neue, grosszügige Verbotszonen für die landwirtschaftliche Nutzung im Bereich von Gewässern. Dies sind Zurzeit die wichtigen Projekte der Zürcher Baudirektion unter der Führung von Regierungsrat Martin Neukom (Grüne). Solche Projekte lassen den Selbstversorgungsgrades der Schweiz weiter sinken. Eine Entwicklung, welche komplett in die falsche Richtung weist. Zusammengefasst: „Gewässerschutz anstatt Lebensmittel“. Es ist unabdingbar, der Gewässerschutz ist wichtig und richtig. Wir dürfen uns aber auch als „die Gewässerschützer“ weltweit bezeichnen. Die Schweizer Gewässer sind sauber, bieten Lebensraum für viele Tiere und dienen als Erholungsgebiet für Menschen. Gewässerschutz anstatt Lebensmittel bedeutet aber auch eine Abnahme des Selbstversorgungsgrades und geht mit der Abhängigkeit aus dem Ausland einher. Ein Blick in die Zukunft lässt aber auch nicht viel Gutes erahnen. 1300 Hektaren Landwirtschaftsflächen werden schweizweit in den kommenden Jahren verschwinden und müssen Naturschutz Platz machen. 1300 Hektaren, auf welchen heute tonnenweise Lebensmittel und Futter produziert werden, welches später mit viel CO2 Aufwand zu uns transportiert werden muss. Ist das Umweltschutz?
Aktuell erleben das die Bewohnerinnen und Bewohner im Tösstal. Die anstehende Revitalisierung der Töss verschlingt x-Hektaren Landwirtschaftsfläche. Eine Revitalisierung, welche im Grundsatz eigentlich keine ist. Die Töss hatte ursprünglich einen Wassersohlenlauf, welcher heute nicht mehr nachzubilden ist. Der Tösslauf würde heute mitten durch diverse Dörfer des oberen und mittleren Tösstals verlaufen. Trotzdem setzt nun die Verwaltung des Kanton Zürich, namentlich das AWEL, alles daran, möglichst umfangreiche Tössprojekte zu realisieren. Es macht den Anschein, dass ohne Rücksicht auf Verluste, Verluste auf Kosten der Landwirtschaft, durch die sogenannten Fachleute des AWEL Projekte ausgearbeitet und faktisch als gegeben betrachtet werden. Projekte, welche weder Natur noch Menschen etwas bringen, wogegen eine gut funktionierende Landwirtschaft mit genügend Produktionsflächen einen zentralen Wert besitzen.
Durch diese Erkenntnisse ist diese Entwicklung unverständlich und mit Sorge zu betrachten. Die Politik signalisiert kein Umdenken. Die Lebensmittelpreise steigen, Hungersnöte werden prognostiziert und in der Schweiz bauen wir, ohne zu hinterfragen, Landwirtschaftsland in Naturschutzland um. In diesem Sinne ist sind unsere Regierungen aufgefordert, sich baldmöglichst wieder auf das Wesentliche zu fokussieren um irreparablen Folgen für unsere Lebensmittelsicherheit auszuschliessen.

Paul von Euw, Kantonsrat Bauma

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über den Autor
Paul von Euw
SVP Kantonsrat, Kommission Energie, Verkehr und Umwelt (ZH)
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